Chemikalien im Trinkwasser – BMU startet durch

Chemikalien im Trinkwasser – BMU startet durch

Chemikalien, Waschmittel, Pestizide und Arzneimittel findet man immer häufiger und in immer dramatischeren Konzentrationen in unserem Trinkwasser. Das Umwelt-Bundesamt UBA nimmt am heutigen Weltwassertag nun mit dem neu gegründeten Spurenstoffzentrum die Arbeit auf und möchte die tatsächlichen Belastungen messen und entsprechende Lösungsansätze erarbeiten.

Chemikalien und Arzneimittelrückstände – Alarmstufe Rot

Es ist inzwischen ja weitläufig bekannt, dass teils erhebliche Mengen an Chemikalien und Rückstände von allerlei Medikamente und Arzneimittel sich bereits in unserem Trinkwasser befinden. Gewässer wie Seen und Flüsse sind schon längst weitreichend kontaminiert, und genau dieser Umstand kann uns nun gefährlich werden. Längst diskutiert man die Einführung einer 4. Klärstufe für die Trinkwassergewinnung, große Fortschritte konnte man bisher nicht erzielen.

Chemikalien im Abwasser
Chemikalien gelangen ins Abwasser

Das Thema drängt. Angefangen bei der Landwirtschaft mit immer mehr Nutztieren, um am Markt der Milch- und Fleischerzeugung überhaupt noch konkurrenzfähig zu sein, erzeugen auch bislang ungeahnte Mengen an Gülle und Pestizideinsatz auf den Feldern. Allein der massive und stetig steigende Gülleeintrag belastet die Grundwässer in nie dagewesener Menge mit Schadstoffen. Dies allein ist schon eine nicht mehr zu tragende Situation, doch es kommt leider noch viel schlimmer. Der mündige Bürger kann sich sicherlich vorstellen, woher unser Trinkwasser dann auch stammt. Genau, zum allergrößten Teil aus dem Grundwasser. Und das vergießen wir auch noch im Garten auf unsere Anpflanzungen wie Gemüse.

Antibiotika bis hin zu gefährlichen Chemikalien

Ja, sie lesen richtig. In unzähligen Studien, Messungen und Berichten wurde über diese bestehende Problematik bereits berichtet. Besonders dramatisch sind hierbei die Arzneimittel-Rückstände – allen voran das Antibiotika – das unser Trinkwasser inzwischen erheblich belastet. Einmal eingenommen gelangt es durch Toilettengänge ins Abwasser und damit direkt in die Kläranlagen. Und genau dort entsteht derzeit der Supergau, der uns alle in Kürze überholen könnte.

In den Klärwerken laufen neben Human- und Tierarzneimitteln nämlich noch sämtliche Wasch- und Reinigungsmittel, Biozide aus dem Haushalt, Industriechemikalien und nicht zuletzt auch Pflanzenschutzmittel und weitere Chemikalien auf. Doch Klärwerke können zum einen lange nicht alle Stoffe herausfiltern. Zum anderen ist noch überhaupt nichts über die tatsächlichen Mengen und vor allem Schadstoffkonzentrationen bekannt. Dies wurde bisher stillschweigend und erfolgreich einfach nicht kommuniziert.

Umweltbundesamt und das neue Spurenstoffzentrum

Naht nun Hilfe? Nun, das wird sich zeigen. Zu den Aufgaben des neuen Zentrums gehört es auch, die Forschung im Bereich der Spurenstoffe weiter voranzutreiben und einen strukturierten Informationsaustausch zwischen Ländern, Kommunen, Kompetenzzentren und Hochschulen bezüglich entsprechender Minderungsmaßnahmen zu entwickeln. Im Rahmen der sogenannten REACH-Verordnung sind derzeit etwa 22.000 verschiedene Chemikalien registriert. Ob das alleine genügt wird sich zeigen.

Nach wie vor gibt es eine vermutlich extrem hohe Dunkelziffer an Einträgen von Arzneimitteln, die einfach über die Toiletten entsorgt werden. Daneben wird sich die Landwirtschaftslobby sicherlich nicht in die Karten schauen lassen und kampflos nachgeben. Kläranlagen können auch nicht einfach für Unsummen nachgerüstet werden, einige durchaus gefährliche Stoffe lassen sich nämlich gar nicht herausfiltern. Doch passieren muss etwas, und zwar rasend schnell. Die derzeitige Belastung unserer Trinkwassersysteme durch diese gefährlichen Stoffe wird zudem noch durch Wassermangel aufgestockt und damit verstärkt. Und mal Hand aufs Herz. Möchten Sie im Detail wissen was tatsächlich alles in Ihrem Trinkwasser steckt?

Wenn ja, wovon wir auch ausgehen würden, dann sollten Sie etwas tun! Was? Nun, beginnen Sie vielleicht mit einem Schreiben an das Bundesumweltministerium sowie Ihren örtlichen Wasserversorger und bitten einfach mal um schriftliche Auskunft der Wasserqualität und deren Inhaltsstoffe. Sie werden sich wundern… Oder Sie informieren sich über das neue Projekt „Spurenstoffstrategie des Bundes“.

Autor: Volkmar Großwendt [vg]