Fitnesstracker – Hilfreich oder Humbug?
Fitnesstracker gibt es seit geraumer Zeit und in unendlich vielen Variationen. Auch namhafte Hersteller setzen schon länger auf diese schicken Armbänder, die mit zahlreichen Funktionen um die Gunst der Träger buhlen. Gerade bei viel Homeoffice ist Bewegung nahezu ein Muss.
Funktionen ohne Ende – was macht Sinn?
Fitnesstracker erfassen, überwachen und werten die gesammelten körperlichen Aktivitäten umfänglich aus. Doch welche Funktionen machen für eine realistische Bewertung des eigenen Fitness-Zustandes wirklich Sinn? Die wohl am häufigsten verwendete Funktion eines Fitness-Trackers ist wohl der Schrittzähler. Hier werden alle relevanten Bewegungen der tragenden Person penibel erkannt und aufgezeichnet. Gehen und Laufen werden zumeist sicher erkannt und aufaddiert. Hartnäckig hält sich in diesem Zusammenhang die Empfehlung der 10.000 Schritte pro Tag. Diese basiert jedoch nicht auf einer wissenschaftlichen Empfehlung und sollte daher nicht allzu ernst genommen werden.
Grundsätzlich ist Bewegung nicht nur gut, sondern sollte je nach Möglichkeit immer durchgeführt werden. Spazierengehen nach dem Frühstück, leichte Waldläufe oder auch intensive Lauftrainings gelten gesundheitsfördernd. Eine Empfehlung liegt bei 6000 bis 8000 Schritte am Tag, die man relativ angenehm erreichen kann. Bei älteren Menschen genügen nachweislich auch 4000 – 5000 Schritte um eine Krankheitsanfälligkeit und Sterberate deutlich zu senken. Es gilt hier aber auch: Lassen Sie sich nicht von den Schrittangaben unter Druck setzen, der Fitnesstracker sollte hier eben nur als „Informationsobjekt“ herhalten.
Fitnesstracker – Pulsmessung und Schlafüberwachung
Ohne jedweden ernsthaften und vor allem tief medizinischen Ansatz ist die Pulsmessung als ein weiteres Merkmal zu bewerten. Obwohl die Messung – bei korrekt angelegtem Armband – relativ verlässlich ist, kann hier keine übergreifende Diagnose des Probanden hergeleitet werden. Dennoch sind eine Messung des Ruhepuls, einem Aktivitätspuls und die Kontrolle der grundsätzlichen Herzfrequenz sehr verlässlich und informativ. Gerade im Leistungssport ist eine Anzeige der aktuellen Herzfrequenz durchaus wichtig, um einerseits sein gestecktes Leistungsziel zu sehen sowie auch die möglichen Grenzen des eigenen Kreislaufes frühzeitig erkennen zu können.
Die Schlafüberwachung funktioniert ebenfalls recht gut. Hierbei wird nicht nur die Dauer des Schlafes, sondern auch die Qualität über eine Messung der unterschiedlichen Schlafphasen abgebildet. Selbstverständlich muss hierzu der Tracker auch die Nacht über richtig platziert am Handgelenk getragen werden. Die Ergebnisse weichen aber teilweise stark voneinander ab. Auch wenn die Schlafüberwachung unregelmäßige Werte aufzeigt, kann man sich gut und ausgeschlafen fühlen. Eine richtige Schlafüberwachung kann eben nur aufwändig mit zahlreichen Messfühlern und professionellem diagnostischen Equipment durchgeführt werden.
Praktische Zusatzfunktionen
Wer viel trainiert, möchte oftmals auch ausreichend informiert werden. Was recht gut funktioniert ist die Strecken-Protokollierung beim Lauftraining. Je nach Tracker können hier komplette Routen erfasst und ausgewertet werden. Dauer und Schrittzahl sind einfach zu erfassen, eine detaillierte Strecke jedoch nur mit integrierter GPS-Funktion. Beim GPS können aber vor allem im urbanen Stadtgebiet hohe Gebäude und Hindernisse die korrekte GPS-Erfassung behindern. Eine lückenhafte Routenauswertung ist dann die Folge.
Relativ zuverlässig funktioniert ein integrierter Kalorienzähler. Anhand der Bewegungsmuster der integrierten Beschleunigungssensoren werden körperliche Aktivitäten gut erkannt und können dahingehend auch gut ausgewertet werden. Aus den Bewegungsmustern, der Dauer und den Schritten kann der Kalorienverbrauch recht zuverlässig errechnet werden. Diese Funktion nutzen vor allem Träger, die eine Gewichtsreduktion erreichen möchten. Erst die Kombination von Kalorienverbrauch und Pulsmessung lässt eine einigermaßen zuverlässige Bewertung zu.
Bei all den tollen Funktionen eines Fitness-Trackers –gerne auch als Wearable bezeichnet – darf man nicht vergessen, dass es sich hier keinesfalls um ein zuverlässiges diagnostisches Aufzeichnungsgerät handelt. Einen Richtwert in den verschiedenen Disziplinen kann man jedoch erwarten, was auf jeden Fall eine ausreichende Fitnessplanung unterstützt. Auch für beispielsweise die Telemedizin können diese Werte eine Hilfe sein.
Autor: Volkmar Großwendt [vg]